Eine magische Viertelstunde

Es ist für uns ziemlich ungewohnt geworden, ein Spiel von Rapid nur im Fernsehen zu beobachten, denn wir haben bisher alle Rapid-Spiele der heurigen Saison im jeweiligen Stadion mitverfolgt.

Aber der „Ruf der Mütter“ war unüberhörbar, daher saßen wir ausnahmsweise erste Reihe fußfrei vor dem Patschenkino. Daher haben wir auch gar kein Bild von dieser Begegnung.

So ungefähr war unser aller „Gefühlsbarometer“ bei diesem Spiel:
gelb: Unentschieden, rot: Rückstand, grün: Führung
Bis zur 25. Minute war alles offen, dann das Kopfballtor und das bekannte zermürbende Aufbauspiel ohne zählbaren Erfolg. Und wenn dabei zwei Schüsse an die Latte gehen, meint man schon, dass man sein Pulver verschossen hätte, doch zum Glück gibt’s ja die Rapid-Viertelstunde.
Wir waren natürlich nach der Schlussviertelstunde aus dem Häuschen. Sie erinnerte in ihrer Deutlichkeit an Zeiten, in denen dieser Begriff der Rapid-Viertelstunde geboren wurde.

Die „normative Kraft des Faktischen“

Aber wie viel Glück war auch bei diesem letztlich deutlichen Sieg dabei. Thomas Schrammel hätte sich über eine zweite Karte nach einem absichtlichen Handspiel nicht über einen vorzeitigen Abgang wundern dürfen, eine Karte, die Schiedsrichter Drachta auf Seiten der Altacher sehr wohl ausgepackt hat. Es gab in der zweiten Halbzeit auch eine Abwehrsituation von Mario Sonnleitner, für die Drachta auch auf den Elferpunkt hätte zeigen können. Schließlich muss der erlösende Ausgleich nicht unbedingt fallen, denn der Schuss von Robert Beric aus der Drehung wurde zufällig vom Fuß des Verteidigers unhaltbar für den Altach-Tormann abgelenkt. Na, und auch der Führungstreffer in der 86. Minute hätte aberkannt werden können, weil Robert Beric um einen Hauch vor dem letzten Verteidiger war. Was eventuell egal gewesen wäre, denn der Ball war wahrscheinlich schon beim wunderschönen Schuss von Deni Alar hinter der Torlinie, nur dürfte dem Linienrichter die Sicht dazu verstellt gewesen sein.

So klar schließlich das Ergebnis auch war – und wir nehmen das natürlich gerne mit – es hätte auch ganz anders kommen können. Und dabei wäre kein bisschen Kampfgeist weniger am Platz gewesen, nur das Glück hätte gefehlt.

Es ist eben am Ende die „normative Kraft des Faktischen“, die nicht mehr nach den Gründen dieser Entscheidungen und Ursachen dieser Zufälle fragen lässt. Entschieden ist entschieden.

Damit ist auch die Heimserie der Altacher zu Ende gegangen und Rapid präsentierte sich als würdiger erster Anwärter auf den eigentlichen „Meistertitel der Herzen“.

ORF-Übertragungen

Es ist auffällig, dass der ORF für die letzten Runden der Saison jeweils das Rapid-Spiel als Sonntagsspiel gewählt hat. Diese Rechnung ist bisher voll aufgegangen, denn die Zuschauer bekommen mit den Rapid-Spielen tollen Fußball ins Haus geliefert. Ein gut harmonierendes Team mit vielen Talenten, schönen Kombinationsfußball und vor allem Kampfgeist. Rapid, ein Quotengarant.

Ich erinnere mich daran, dass Fernsehgelder in Österreich gleichmäßig auf alle Vereine aufgeteilt werden. Das wäre dann gerecht, wenn jeder Verein etwa gleich oft im Fernsehen gezeigt wird. Mit dieser Fokussierung auf Rapid, scheint diese Gleichmäßigkeit aber nicht gegeben zu sein und man fragt sich, warum man bei den Fernsehgeldern nicht eine Komponente einführt, die die Beträge proportional zu der Views einer Mannschaft aufteilt.

In Deutschland ist das nicht so, dort gibt es eine leistungsabhängige Komponente. Zur Deutschen Bundesliga gibt es auch publizierte Statistiken:

Für Österreich konnte ich solche Tabellen nicht finden. Warum das hierzulande so intransparent ist, verstehe ich nicht ganz.

Am Sonntag übertragen zu werden mag für den ORF vorteilhaft sein, ist aber nicht unbedingt im Sinne der zahlenden Zuschauer, speziell bei einer so massiven Häufung. Beispielsweise wäre für die nach Altach anreisenden Rapid-Zuschauer der Termin Samstag 16:00 bedeutend angenehmer gewesen.


Vorschlag für den Fan-Support

Egal, wie die kommenden Spiele gegen Austria, Grödig, Wiener Neustadt und WAC auch ausgehen werden, es steht schon fest, dass Rapid in der Frühjahrssaison eine eindrucksvolle Leistungssteigerung gegenüber der Herbstsaison zu verzeichnen hat. Dass es nicht zum vollen Erfolg gereicht hat, liegt sicher nicht an den zuletzt gebotenen Leistungen.

Vielleicht wären aber die jüngsten Leistungen der Kampfmannschaft auch für den Fan-Block Anlass, auch einmal einzelne Akteure durch eine persönliche Ansprache im Chor zu belohnen. Auch das Trainerteam wäre eine solche Ansprache wert. Dieser Schulterschluss mit dem Team war früher viel öfter zu hören und wäre nach meiner Ansicht höchst angebracht.


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