Rapid-Altach

1:2 (0:0)

So sprachlos die Niederlage laut Rapid-Homepage auch macht, einen Elfer kann man sich immer „einfangen“, auch zwei. Das Spiel wurde daher – so wie viele andere auch – durch die schon nicht mehr nur als Pech einzustufende Torflaute im Angriff verloren. Das Mittelfeld ist OK, sehr sogar, und die Anzahl der Tore der Mittelfeldspieler dürfte über dem Ligaschnitt liegen. Aber die Torquote der Stürmer erinnert an die eines Tormanns. Genauso auffällig wie die Torflaute der Rapid-Stürmer ist die Freude der Schiedsrichter, Rot gegen Rapid zu zeigen. Jetzt sogar schon zwei rote Karten in einem Spiel, damit zwei gesperrte Spieler in Wolfsberg. Man muss schon Nehmerqualitäten haben, wenn man das alles wegstecken kann, ganz abgesehen von dem Gefühl des „Hut-Draufhauens“, das sich breitmacht, wenn zu einer solchen Niederlage bei großer spielerischer Überlegenheit, zusätzlich gleich drei Stangenschüsse zu verzeichnen waren. Wer sich aufgrund der diversen Statistiken informiert, muss den Eindruck haben, als wäre Rapid mit rekordverdächtigen sieben roten Karten eine ziemlich brutale Truppe oder einfach so schwach, dass sich Mannschaft nur mit Notbremsen zu helfen weiß. Des Zuschauers Eindruck ist, dass die seit 2016 neue Regel, dass der Schiedsrichter bei Foul im Strafraum auch Gelb und Elfer geben kann, das geradezu Gegenteil bewirkt hat, dass sich nämlich die Schiedsrichter auf den Beisatz der Regel, dass Gelb nur dann gegeben werden kann, wenn der Ball gespielt wurde. Ich habe den Eindruck, als hätte man früher in diesen beiden Elfersituationen einfach Strafstoß gegeben und jetzt, die neue Regel fast als genüssliche Strafverschärfung anwendet, weil „letzter Mann“ bei einem Gedränge im Strafraum wohl schon öfter vorgekommen ist, ohne dass der Übeltäter gleich mit Rot vom Platz hätte müssen. Einfach den Ball in das Getümmel in den Strafraum fetzen, könnte eine gute Methode sein, ein Hands-Vergehen herauszuholen. Es funktioniert nicht, wenn man einen Salzburger anschießt – wie wir im letzten Spiel gesehen haben, aber es funktioniert gegen Rapid. Es ist schon bemerkenswert, wo überall bei Rapid ein letzter Mann gefunden wird, dem man dann die rote Karte zeigen kann; umgekehrt – wie wir beim Salzburg-Spiel gesehen haben – ist das nicht so der Fall. Das hat wahrscheinlich auch mit dem Zeitpunkt des Vergehens zu tun, weil in der Anfangsphase die Schiedsrichter eher zurückhaltender agieren.

Der Blickwinkel

Der Blickwinkel eines Stadionbesuchers ist eine Art „Totale“, bei der die Details nicht so klar erkennbar sind wie in einer Nahaufnahme, die etwa dem Blickwinkel des Schiedsrichters entspricht. Um die Elfersituationen einschätzen zu können, muss man als Zuschauer die Daheimgebliebenen anrufen und die berichten dann: „ja, den kann man geben“ oder eben nicht. Unser „Tribünenurteil“ ist also getrübt durch den großen Betrachtungsabstand und daher ist auch unsere instinktive Haltung gegen den Schiedsrichter auf diesem Blickwinkel zurückzuführen. Es ist kurios, dass wir 15.000, die das Stadion dem warmen Wohnzimmer vorgezogen haben, weniger gut informiert sind als die Zuschauer vor den Fernsehgeräten. Die zukünftige Regelung, dass die Spiele nicht mehr im Free-TV gezeigt werden, könnte daher auch dazu beitragen, dass die Zuschauerzahlen in den Stadien steigen. Ganz besonders begrüßenswert ist, dass wir als Rapid-Mitglieder und -Abonnenten die Spiele von Rapid in voller Länge werden nachschauen können! Ich würde mir wünschen, dass Entscheidungen, die ein Zuschauer im Stadion nicht nachvollziehen kann, vom 4. Schiedsrichter in einem Video-Insert dem Publikum erklärt werden.

Protestentscheidungen

Blickwinkel hin oder her; was die Schiedsrichter nicht gesehen haben, das ist eben Glück des einen oder Pech des anderen. Das ist eben Fußball. Wir hatten daher das Pech, dass ein Hands im Strafraum gesehen wurde und dass man es nicht als „unabsichtlich“ eingestuft hat. Wenn wir aber das Glück haben, dass es nicht gesehen wurde, dann dürfen Proteste nicht dazu führen, dass ein bereits durch das Schiedsrichterteam anerkanntes Tor wieder aberkannt wird – wie zuletzt beim Spiel gegen Salzburg; nicht einmal dann, wenn es tatsächlich ein Tor mit der Hand war.

Gedenken an Ernst Happel

Ernst Happel kannte sogar ich, obwohl ich in der damaligen Zeit das Geschehen bestenfalls als Zeitungsleser verfolgt habe. Was für ein Gigant des Fußballs dieser Mann aber war, das habe ich erst durch meine Beschäftigung mit Rapid erfahren. Dass in einer Person ein solcher Kontrast zwischen Fußballgenie einerseits und Alltagsprolet mit selbstmörderischem Lebensstil bestehen kann, zeigt, dass man mit seinen Urteilen über Menschen sehr sparsam sein soll. Die Choreografie der Ultras titelte „In Gedenken an die Legende Ersnt Happel“. Während der Eröffnungszeremonie enthüllte der Block zu einem Lied über Ernst Happel nach jeder neuen Liedzeile einen Spruch von „Aschyl“:

„Ich will immer alles gewinnen und wenn ich alles gewinne, will ich den Rest noch gewinnen.“

„Ich lebe mit dem Risiko, ich liebe Risiko, das ist mein Naturell“

„I brauch kane Spüler, die wos an Beistrich in da Unterhosn ham“

„Da derfst ned rauchen, des halt i ned lang durch“

„Ich liebe Fußball, ich bin geboren für Fußball“

„Ein Tag ohne Fußball ist ein verlorener Tag“

„Der Fußball muss ein Volkssport bleiben“

„Je mehr Sie verbieten, desto schlechter.“

Und so als wollten sie dem  „Wödmasta“ ein Ständchen bringen, sangen sie praktisch das ganze Spiel ohne Unterbrechung durch. Dieser Einsatz hat mich sehr beeindruckt. Bayern-Fan, Arnold, Florian, Herbert vor dem Spiel.

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