Der ramponierte Adler

Die Österreichische Nationalmannschaft erreichte in den letzten drei WM-Qualispielen nur einen Sieg aber zwei Niederlagen. Aber auch die ersten drei Spiele waren ähnlich durchwachsen. Aber warum?

Der ramponierte Adler aus „Wir sind Kaiser“

Die Werteskala

Benutzt man die Werte der Mannschaften unserer Gruppe als Werteskala, wäre ein dritter Platz OK. Die Aufregung über Niederlagen kommt eher von einer unangebracht optimistischen Erwartungshaltung.

Wert         FIFA S U N  Quali   Gruppe F
298,50 Mio.€  11  4 1 5  0:4     Dänemark 
235,50 Mio.€  49  8 7 6  2:2 0:1 Schottland 
216,60 Mio.€  23                 Österreich 
 58,00 Mio.€  81  5 4 2  2:5     Israel
 11,45 Mio.€ 175  5 0 1  2:0     Moldawien
  4,40 Mio.€ 114  4 1 1  3:1     Färöer

Die Kommentatoren meinten, dass die Spieler der österreichischen Nationalmannschaft genug Qualität hätten, um gegen Schottland und die anderen zu bestehen. Der Spielerwert der Schotten ist aber deutlich höher und sogar höher als der der Dänen.

Spielt also Geld Fußball, folgen die Niederlagen gegen Dänemark und Schottland sowie die Siege gegen Moldawien und die Färöer dieser Behauptung, lediglich die Niederlage gegen Israel müsste man als „Ausnahme, die die Regel bestätigt“ „erklären“.

Ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss

Diesen Lieblingsspruch von Helge Payer könnten wir verschiedenartig deuten.

Ein effizientes Pferd

Einerseits ist es einleuchtend, dass Lebewesen den Energieaufwand optimieren, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen; Sport betreiben sie nicht, das ist dem Menschen vorbehalten. Wir, Menschen, tun das auch, auch im Alltag, wenn wir zum Beispiel bei einem Ausflug eine Abkürzung nehmen.

Eine Fußball-Mannschaft tut das sicher auch, sogar dann, wenn die Spieler beim Interview beteuern „alles zu geben“. Man wird aus einer gewissen Arbeitsökonomie gegen einen vermeintlich schwachen Gegner eine unbewusste Handbremse anziehen, sodass zwar schließlich gewonnen wird aber überraschend knapp, etwa wie gegen Moldawien und die Färöer.

Ein kluges Pferd

Im Spruch steht noch „ein gutes Pferd“ und man könnte auch sagen „ein intelligentes Pferd“.

Wenn also eine Mannschaft nicht nur den Energieaufwand richtig dosiert, sondern auch ihre Situation in der Tabelle kennt und ihre Leistung aus diesem Grund unbewusst anpasst, ist sie „intelligentes Pferd“.

Die Vorgeschichte zu den letzten Enttäuschungen war ein höchst holpriger Start mit einem Unentschieden gegen Schottland und einer deutlichen Niederlage gegen Dänemark. Wegen der gleichzeitig souveränen Spiele von Dänemark musste man ein Spiel um Platz 1 eigentlich realistischerweise schon nach den ersten Spielen begraben, und die Spieler dürften sich damit innerlich auch schon abgefunden haben.

Aber mit ein bisschen Glück (=günstige Platzierung der Top-Teams) könnte man wegen des Gruppensiegs in der Nations League in ein PlayOff zur WM in Katar rutschen. „Gute Pferde“ wissen das – und springen entsprechend. Und sie nehmen es in Kauf, die Hürde zu rammen, wohl wissend, dass es so oder so ein Stechen geben wird, das einen Aufstieg ermöglichen wird.

Das Stechen

In einem Artikel von laola1.at lesen wir: „Wenn vier Teams aus dem Quintett Frankreich, Belgien, Italien, Spanien und Wales die WM-Quali auf Gruppenrang eins oder zwei beenden, wäre für das rot-weiß-rote Team ein Platz im Play-off reserviert.“ Und das schaut für Österreich nicht schlecht aus. Nach der Halbzeit sind die Tabellenplätze: Frankreich (1), Belgien (1), Italien (1), Spanien (1) und Wales (3).

Für die Fans oder für Österreich?

In den Interviews entschuldigten sich die Spieler bei den Fans für die Niederlage, aber für wen spielen sie eigentlich? Wie viel verbindet sie mit Österreich? Sie verdienen mehrheitlich das Geld anderswo und hört man Deutschland-Legionäre bei Interviews, kann man sie von gebürtigen Deutschen nicht mehr unterscheiden. Wie sehr sind sie noch Österreicher und wollen auch für Rot-Weiß-Rot spielen? Wo liegen sie in einem „Wir singen die Bundeshymne!“-Wettbewerd im vergleich mit anderen Staaten? Wie sehr spielen sie für Österreich?

Das Hemd ist näher als der Rock

Dass es für Nationalmannschaften schwieriger wird, die Top-Spieler von ihren Vereinen loszueisen, sieht man an der kolportierten „Spontanverletzung“ von Marcel Sabitzer. Er konnte zwar der Nationalmannschaft nicht helfen, gleichzeitig konnte er aber bei den Bayern einen Leistungstest absolvieren bei der zufällig auch eine Kamera eingeschaltet war und wir die wahren Gründe solcher Absagen erkennen konnten: „Das Hemd ist den Spielern näher als der Rock“.