Top 50 Europas – Realistisches Ziel oder doch nur eine Illusion?

Nach den letzten Spielen –> dem Europacup-Aus gegen „HJK Helsinki“ und dem ersten Heimsieg seit einem Monat gegen den „SV Grödig“ mit 2:0 möchte ich einmal zusammenfassend ein Resümee ziehen. Vielleicht teilen ja einige von euch meine persönliche Sichtweise der Dinge, die bei „Rapid“ eine Rolle spielen, egal ob positiv oder negativ.

Heute um 0:00 endete die Transferzeit des Sommers 2014. Nicht nur für „Rapid“, sondern weitgehend für fast alle anderen Fußballvereine, auch international. Wenn man sich auf diversen Internetplattformen Kommentare der „Rapid-Fans“ durchliest, kann man feststellen, dass die Meinungen oft deutlich auseinander gehen bezogen auf die Transferzeit von „Rapid“. Viele behaupten das man die Abgänge vor allem von den Spielern „Trimmel“, „Burgstaller“, „Sabitzer“ nicht adäquat ersetzen konnte.

Die allgemeine Meinung, ist, dass „Rapid“ heuer eine sehr junge Truppe stellt, wobei man das so nicht ganz stehen lassen kann. Wenn man den gesamten Kader mit Vereinen vergleicht, speziell vielleicht jetzt mit „HJK Helsinki“ ist der Schnitt laut „transfermarkt.at“ zwar mit 23,1 gegenüber 26,2 von „HJK Helsinki“ deutlich geringer, allerdings widerspiegelte sich das in der Aufstellung des Rückspiels nicht wieder. Im Spiel bezogen auf die Aufstellung war das Durchschnittsalter von „Rapid“ bei 24,1 Jahren gegenüber 24,7 von „HJK Helsinki“, also nur minimal geringer.

Ich sehe das Problem eher bei den Schlüsselspielern von Rapid. Die Routiniers wie „Novota“, „Sonnleitner“, „Hofmann“, „Schrammel“ müssten konstant ihre Leistungen abrufen, um den jüngeren Spielern von Rapid eine Hilfe zu sein. Bis auf „Hofmann“, der in letzter Zeit wieder gezeigt hat wie enorm wichtig er noch immer trotz fortgeschrittenen Alters für unser Spiel ist und mit Abstrichen vielleicht „Schrammel“ spielt keiner von diesen Schlüsselspielern konstant auf gutem Niveau. „Sonnleitner“, der normalerweise öfters in Spielen der Fels in der Brandung war,wirkt in letzter Zeit wieder ein wenig unsicher und „Jan Novota“, der zusätzlich noch einen Legionärsplatz in Anspruch nimmt, kann seine guten Leistungen von letzter Saison bei weitem nicht mehr abrufen und fällt in „Durchschnittlichkeit“ zurück. Hier muss man sich auf jeden Fall fragen, ob dieser Legionärsplatz nächste Saison bzw. im Winter nicht besser in den Kader investiert werden sollte, da „Novota“ bei weitem nicht der Leistungsträger im Team ist, wie es ein Legionär normalerweise sein sollte. Mir persönlich lässt er in letzter Zeit auffällig oft zu viele Bälle nach vorne abprallen bzw. fangbare Bälle währt er „nur“ ab.

Wenn man die technische Qualität unserer Neuzugänge betrachtet, kann man eigentlich aus meiner Sicht kaum meckern. Es kamen mit „Schwab“, „Kainz“, „Beric“, „Grahovac“und „Schobesberger“ junge talentierte Spieler, die gute technische Qualität mitbringen. Was man bei diesen Transfers allerdings bemängeln könnte, ist, dass diese Spieler bis auf „Schwab“ körperlich von ihrer Status her sehr „burschikos“ wirken. Sie haben diese aggressive, körperbetonte Härte nicht, die sie ausspielen könnten, wie es z.B. ein „Terrence Boyd“ konnte.

Deshalb ist mein größter Kritikpunkt zum Abschluss der Transferzeit das man keinen Stürmer mehr geholt hat, der diese körperliche, robuste Komponente ins Spiel bringt. „Issiaka Quédraogo“ wäre z.B. eine solche Art von Stürmer gewesen. Zwar, wenn man den meisten Leuten Glauben schenkt, auch kein Stürmer, der Tore am Fließband erzielt, aber jemand, der diese von mir erwähnte körperliche Robustheit mitgebracht hätte, Gegenspieler auf sich gezogen hätte und so vielleicht auch Räume für einen „Robert Beric“ und/oder die kreativen Mittelfeldspieler hätte schaffen können.

Liegt es also nur an den robusten und körperlichen Spielertypen, die Rapid im Moment fehlen? Nein! Es ist so, dass sich das System, welches Rapid und Trainer „Zoran Barisic“ spielen will, drastisch geändert hat. Früher hatte man mit „Sabitzer“, „Burgstaller“ und „Trimmel“ Flügelspieler bzw. einen offensiven Außenverteidiger, die auch mal selbst in den Strafraum gezogen sind und dort auch Bälle angenommen haben. Im Moment ist es so, dass „Zoran Barisic“ sehr viel Wert auf die taktische Komponente „Mitspieler hinterlaufen“ legt. Das heißt, ein Flügelspieler oder auch ein zentraler Mittelfeldspieler, der den Ball auf der Seite hat, so lange abwartet bis ein Außenverteidiger aufrückt und dem dann den Ball in den Lauf spielt, so dass dieser dann zu einer Flanke kommt. Früher war es jetzt so, dass durch Spielertypen wie „Burgstaller“, „Sabitzer“ und „Trimmel“ bei Flanken mehr Leute im Strafraum zu finden waren, die Bälle annehmen und verarbeiten konnten. Wenn man sich das aber im Moment ansieht, ist es meist so, dass bis auf einen Spieler, der meist „Robert Beric“ ist, niemand im Strafraum ist, um diese Flanken zu verarbeiten. „Beric“ ist so gesehen ein bisschen arm, weil der Druck bei einer Flanke in den Strafraum fast auf ihm alleine lastet und von den Fans erwartet wird, dass er diesen Ball verwerten kann. „Beric’s“ Stärken liegen aber nicht im Kopfballspiel, sondern im spielenden Bereich. Er ist ein technisch versierter Fußballer, der einen Ball gut abdecken und weiterspielen kann. Wenn man „Beric“ im Spiel genauer auf die Füße sieht, kann man auch feststellen, dass er oft mit dem Rücken zum gegnerischen Strafraum steht, um die Bälle, die er vorne bekommt, weiterzugeben.


Beric – Transfer- Top oder Flop?

Bereits jetzt gibt es schon sehr viele Fans, die von „Beric“ enttäuscht sind und ihn für einen Transferflop halten. Ob man das so früh in der Saison beurteilen kann, bleibt jedem selbst überlassen. Ich würde im Moment in keinen der beiden Richtungen tendieren. „Robert Beric“ ist auf jeden Fall ein Wunschspieler von „Zoran Barisic“ gewesen, wie man des öfteren hören und lesen konnte. „Zoran Barisic“ hat also ein Plan, ein System im Kopf, wie er spielen möchte und darin spielt „Beric“ offenbar auch eine große Rolle. Die Art von Spielertyp, die „Beric“ ist, habe ich zuvor schon erwähnt. Offenbar benötigt „Barisic“ in seinem jetzigen System, welches „ballbesitzorientiert“ ausgelegt ist, solch einen Stürmertyp. 

Ob das System, welches „Barisic“ spielen lässt, das Richtige für die jetzigen Spieler ist, muss jeder selbst entscheiden. Auf jeden Fall benötigt es Zeit und wird nicht von heute auf morgen funktionieren. Man muss bedenken, dass letzte Saison das System noch ein wenig anders ausgelegt war, da man andere Spielertypen im Team hatte. Ob „Rapid“ diese Zeit allerdings hat? „Rapid“ ist ein Verein, wo die Fans wenig Geduld aufweisen und immer Erfolg erwartet wird. Gegenüber kleineren Vereinen in der österreichischen Bundesliga, die die Zeit in einen Aufbau investieren können, hat „Rapid“ aus meiner Sicht diese Zeit einfach nicht. 

„Rapid“ ist der österreichische Rekordmeister, „Rapid“ war Erfolg, ist Erfolg und soll auch in Zukunft für Erfolg stehen, wenn man die Meinungen der Fans betrachtet. Auch ob „Zoran Barisic“ ein guter Trainer für „Rapid“ ist, muss jeder selbst für sich entscheiden. Ich bin überzeugt davon, dass „Barisic“ kein „Trottel“ ist und sich durchaus Gedanken macht, wie er seine Mannschaft spielen sehen will, allerdings sind der Plan und die Umsetzung immer zwei Paar Schuhe. Und „Barisic“ muss sich als Trainer, dann eben auch verantworten, wenn er den Spielern seine taktische Spielweise nicht richtig übermitteln kann. 

Fußball in Österreich – Ein Teufelskreis ohne Ausweg?

Schon letzte Saison benötigte man viel Zeit um die Mannschaft konkurrenzfähig zu machen. Erst gegen die Frühjahrssaison hin, schaffte man es, dass man ansehnliche Spiele gezeigt hat. Spieler, wie „Burgstaller“, „Sabitzer“, „Trimmel“ entwickelten sich weiter, spielten groß auf und waren in Form. Genau jene Spieler, die dann am Ende der Saison ins Ausland gingen und verkauft wurden. 

Und hier ist auch das Problem von „Rapid“ oder generell der Teams in der österreichischen Bundesliga, ausgenommen vielleicht „Red Bull Salzburg“, die aufgrund ihres finanziellen Spielraums vielleicht noch besser dar stehen. Kaum spielt man eine kleine Serie an guten Spielen, wo die Spieler ihr Können auch beweisen, sind diese Spieler dann nach der Saison wieder weg. „Österreich“ kann puncto Fußball nicht viel bieten. Finanziell geht es „Rapid“ schon seit Jahren nicht wirklich gut und auch vom Image her, gibt der „österreichische Fußball“ wenig her. 

In der 2. und sogar in der 3. deutschen Bundesliga gibt es Teams, die in Stadien vor 20.000-30.000 Zuschauer spielen. Das schafft in „Österreich“ nicht mal ein Verein in der höchsten Spielklasse, außer vielleicht im europäischen Bewerb. Die Kulisse und die Finanzen, bewegen die Spieler einfach so schnell wie möglich ins Ausland zu gehen. Die 2. Bundesliga zahlt den Spielern bei weitem mehr, als einem Spieler bei „Rapid“ und die Kulisse ist auch eine andere. Das sind einfach größere Dimensionen. 

Und da hat „Österreich“ nicht erst jetzt, sondern schon Jahre davor einiges verschlafen. Wenn man sich jetzt „Rapid“ z.B. ansieht. Im Moment haben wir nicht mal eine richtige „Jugendakademie“, die dem Namen auch wirklich gerecht wird. In den „Niederlanden“ und „Belgien“ sprießen die „Nachwuchsakademien“ auch nur so aus dem Boden und in „Österreich“ hinkt man deutlich hinterher. In Nachbarländern wie „Tschechien“, „Ungarn“, „Slowenien“, „Slowakei“ werden einfach so Stadien gebaut, die eine Kapazität von 30.000 Zuschauern umfassen. 

„Rapid“ macht jetzt immerhin schon den nächsten großen Schritt Richtung Zukunft und wird mit dem „neuen Stadion“ sicher wirtschaftlich um einiges gesünder dar stehen, aber die Entwicklung von „Rapid“ und dem „österreichischen Fußball“ wird noch einiges an Zeit brauchen, um irgendwann den Rückstand, der sich über Jahre angehäuft hat, aufzuholen. 

Das gesteckte Ziel von Präsident „Michael Krammer“ in den nächsten „5 Jahren“ in die „Top 50 Europas“ zu kommen, kann meiner Meinung nach nie erreicht werden. Es ist zwar gut und wichtig sich Ziele zu stecken, nach denen man streben kann, aber realistisch betrachtet, muss man das zur Kenntnis nehmen. Alleine, wenn man sich das ausrechnet. Dafür müsste „Rapid“ alleine schon einige Male auch über die „Gruppenphase der Europa League“ hinauskommen und momentan sind wir nicht mal in dieser drinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, müsste es möglich sein, eine „Mannschaft“ auch einmal „2-3 Jahre zusammenzuhalten“, was auch einen finanziellen Aufwand erfordert, den sich „Rapid“ aber einfach nicht leisten kann. 

Und so wird es dann schwer, wenn man fast jede Saison Leistungsträger abgibt und diese nur mit jungen Talenten nach besetzen kann, die erst Zeit benötigen. 

Österreichische Trainerlizenz – Änderungen nötig?

Aktuell ist es so, dass jemand, der schon einmal im Nationalteam für „Österreich“ gespielt hat und ein ehemaliger Spieler ist, automatisch die „Trainerlizenz für die österreichische Bundesliga“ erhält. Wenn man das mit unseren Nachbarn in „Deutschland“ vergleicht, ist das echt heftig. Dort gibt es eine Reihe von gut ausgebildeten Trainern, die immer wieder hervorkommen und die vorher nicht mal jemand kannte. In „Österreich“ kenne ich in den höheren Spielklassen, bei den Profivereinen, kaum jemanden, der früher nicht selbst ein „aktiver Fußballspieler in Österreich“ war. 

Hier sollte man meiner Meinung nach etwas „ändern“ und die „Lizenz“ auch Leuten zugänglich machen, die „nicht“ unbedingt „aktiv“ in „Österreich“ oder fürs Nationalteam waren. 

Nach dem Spiel gegen „HJK Helsinki“ gab es auch Kritik von Teamchef „Marcel Koller“, dass es in „Österreich“ allgemein an den „taktischen Grundlagen“ bei Spielern fehle und das man noch einiges an „Nachholbedarf im internationalen Vergleich“ habe. Laut „www.sportnet.at“ gab es darauf eine beleidigte Reaktion von Trainer „Zoran Barisic“, der meinte, dass man sich bei uns sehr wohl Gedanken um „Taktik“ mache und er das nicht so stehen lassen möchte.

Für mich wirkt diese „Reaktion“ von „Barisic“ ein wenig „überzogen“, sofern die Geschichte wahr sein sollte. Das war eine „konstruktive Kritik“ von „Marcel Koller“ und da braucht man sich nicht gleich beleidigt fühlen. 

Diese „taktische Grundschulung“ müsste bereits im „Jugendbereich“ anfangen, was sie aber meist nicht tut, da vor allem bei den Vereinen in „Österreich“ die „finanziellen Mitteln“ für eine „gesamte sportliche Struktur“ „fehlen“. Auch die „Scoutingabteilung“, die man bei „Rapid“ in Zukunft intensivieren bzw. installieren möchte, wird spannend, da man „kaum Geld“ zur Verfügung hat, in „Scouts“ zu „investieren“ und diese rund um die Welt zu schicken. Daher versucht man jetzt Studenten zu finden, die es „freiwillig ohne Bezahlung“ machen, was zwar „moralisch“ ein wenig „fragwürdig“ ist, aber sicherlich klappen kann. Da es sicher einige „Rapid Fans“ gibt, die das „gerne“ für den Verein „übernehmen“ würden. 

„Die Zukunft“ wird es also weisen, in „welche Richtung“ sich „Rapid“ und der „österreichische Fußball“ „entwickelt“. Ich glaube persönlich aber, dass noch „einige Jahre vergehen“ werden bis „Rapid“ und allgemein der „österreichische Fußball“ diesen „Rückstand“ im „internationalen Vergleich“ „aufholen“ kann bzw. zumindest deutlich „verringern“ kann. 

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