2015-11-26 Valencia Altstadt

Alle Bilder Valencia liegt am Fluß Turia. Einerseits wäre das ein tolles Kreuzworträtselwort und anderseits stimmt das nicht mehr, denn der Fluß wurde umgeleitet, weil er in den 1950er Jahren die Stadt meterhoch überflutet hat. Statt eingraben wie in Wien, wählte man hier umleiten. Anfangs dachte ich, dass der grüne Gürtel um die Stadt auf ehemaligen Stadtmauern angelegt wurde, so wie das in vielen mitteleuropäischen Städten der Fall war, doch die Geschichte mit dem Fluss erklärte die riesige, tiefergelegte Grünoase in der Stadt. Auf einer Länge von 8 Kilometern erstreckt sich einer der längsten Parks in Europa, genau im ehemaligen Flussbett des Flusses Turia. Und genau vor unserem Hotel liegt auf diesem Flussbett das imposante Bauwerk der Oper von Valencia, deren Architektur ähnlich spektakulär ist wie die Oper von Sydney. IMG_3998[1] Valencia ist mit 800.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt von Spanien. Gut ein Drittel dieser Einwohner sind Studenten an den acht Universitäten der Stadt. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn die Jugend hier viel Gewicht hat. Der neue Bürgermeister wird dem ohnehin gut ausgebauten Radwegenetz größere Aufmerksamkeit schenken und auch die historische Stierkampfarena wird mangels Förderung keine große Zukunft haben. IMG_4003[1] Die Stadt hat eine maurisch-christlich-jüdische Vergangenheit. In der Altstadt sind die maurischen und jüdischen Stadtviertel deutlich abgetrennt und umgeben von der Stadt der Christen, die auch die Steuern an den früheren Stadtgrenzen eingehoben haben. Von diesen Stadtmauern ist noch ein imposantes Tor erhalten. IMG_4134[1]

Unsere Autobusfahrt führt uns vorbei an Stierkampfarena und Hauptbahnhof im Jugendstil durch das Bankenviertel bis zu zwei Sehenswürdigkeiten allerersten Ranges: der Seidenbörse und der Markthalle.

Die Seidenbörse ist eines der größten profanen Bauwerke der Gotik und zeigt, wie bedeutend Valencia als Handelsplatz der Seidenstraße, die von hier weiter nach Portugal führte.

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Die Markthalle wieder ist ein Bauwerk, das aus Stahl, Glas, Mosaik und weißen Steinen errichtet wurde, einer hierorts typischen Mischung, etwa vergleichbar mit der historischen Markthalle in Paris. Die Haupthalle hat etwa 8000 Quadratmeter und die Fischhalle weitere 7000. Somit ist dieses Marktplatz einer der größten Endverbrauchermärkte überhaupt. (Bitte unbedingt die vielen Detailbilder in unserer Bildersammlung beachten.)

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Zwei lukullische Kostbarkeiten sollen hier erwähnt werden. Es ist einerseits der ganz besondere Schinken und dann die Erdmandel, die ausschließlich in der Gegend um Valencia wächst und aus der ein ganz besonderes Getränk hergestellt wird.

Da ist zunächst der luftgetrocknete Serrano-Schinken. Unser Führer erklärt uns den Unterschied zwischen dem Massenprodukt und jenem Schinken, der bis zu zehnmal teurer ist.  Rein äußerlich ist der teurere Schinken dunkler in der Farbe. Das Besondere ist, dass er von Schweinen stammt, die im Freien leben und sich überwiegend von Eicheln ernähren. Wir würden sagen „Wildschweinschinken aus dem Lainzer Tiergarten“. Während aber bei uns bestenfalls ein Wildschweingulasch am Hirschgstemm herausschaut, wird hier in Valencia eine Rarität aus den Wildschweinen hergestellt, eben der wertvolle Rohschinken.

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Wegen der vergleichsweise geringen Fleischmenge dieser Schweine kommt es auch zu Kreuzungen mit ungarischen Schweinen, die neben ihrer größeren Masse auch doppelt so viele Nachkommen (16 statt 8) haben.

Bei unserer Stadtwanderung werden wir auf Kellerfenster in in der Seidenbörse aufmerksam gemacht, die im Mittelalter die Tore zu der Börse waren. Der heutige Asphalt liegt mehrere Meter über dem damaligen Straßenniveau. Und die Römerstraße sogar 8 Meter unter diesem Niveau.

Überhaupt ist die Römerstadt die eigentliche Grundlage der späteren mittelalterlichen Stadt. Als die Kirchenoberen vor ihrer Kathedrale ein Bauwerk errichten wollten, stießen sie auf römische Grundmauern, die dann durch einen künstlichen Teich mit Glasboden bedeckt wurden, durch den man auf die etwa einen Meter hohen Mauerreste sehen kann. Überhaupt sind Reste römischer Bauten grundsätzlich einen Meter hoch, weil das die Fundamentgrenze aus festen Steinen war. Darauf folgte ein Aufbau aus Ziegeln und diese Ziegeln sind im Laufe der Jahrhunderte zusammengestürzt und sind später verschwunden.

Viele Dinge, die wir hier sehen, sind Unesco-Weltkulturerbe. Zum Beispiel auch die letzte dieser Sehenswürdigkeiten, ein Gericht vor der Kathedrale, das wöchentlich am Donnerstag seit mehr als 1000 Jahren um die Mittagszeit zusammentritt. Es geht bei diesem Gericht um Wasserrechtsstreitigkeiten. Es ist kein Straf- oder Blutgericht sondern auch ist immer um einen Ausgleich zwischen den Streitparteien bemüht.

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Unser sehr engagierter Führer hat uns alles in größtem Detail erklärt und unsere Gruppe war die letzte beim vereinbarten Treffpunkt. Alle Autobusse waren schon weg, bis auf einen und der war prompt überfüllt. Der Fahrer weigerte sich zu fahren und einige benutzen daher ein Taxt.

Unser Weg führte zum Strand zum Restaurant „Casa Navarro“. Was anfangs nicht ganz reibungsfrei begann, stellte sich als eine tolle spanische Kochdarbietung heraus. Es war von einer Vorspeise die Rede aber es waren mindestens vier. Dan kam eine riesige Paella, gefolgt von einer Nachspeise. Dazu gabs Weiß- und Rotwein, Bier, Sangria und Wasser. All included, kaum zum derpacken. Sensationell.

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Ja, in Valencia lässt sich’s leben; nicht nur an der Strandpromenade. Die Stadt ist sehr sauber und bis in Details gut organisiert.

Was mich in meinem ersten Bericht irritiert hat, die Aufputzverkabelung von allem, was man beim Bau vergessen hat, könnte auch am fehlenden Verputz auf den Hausfassaden liegen und eventuell auch am Klima, das diese Bauweise begünstigt. Vielleicht gibt es keine Heizamine, in denen man zum Beispiel Sat-Leitungen führen könnte.

Ebenfalls eine technische Merkwürdigkeit sind die oft riesig hohen Masten für Fernsehempfangsanlagen, so als wäre Valencia eine entlegene Kleinstadt mit schlechter TV-Signalqualität. Hier gibt es diese Riesenmaste in allen Stadteilen.

Jetzt wird es ernst, wir fiebern dem eigentlichen Höhepunkt, dem Spiel entgegen. Um 18:45 ist Abfahrt.


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