Ein guter Trainer geht

Ich habe in den Anfängen meiner Rapid-Zugehörigkeit einen ähnlichen Abgang erlebt. Damals war es am Saisonende 1999/2000 Heribert Weber. Rapid war auf dem dritten Tabellenplatz. So etwas (2. oder 3. Platz wäre Rapid nicht würdig, hörte man vielerorts und hört man heute auch.) So ganz schlau wird man von der Presseaussendung ja nicht. Es wird davon gesprochen, dass „wir zu einer einvernehmlichen Lösung gekommen sind“. Lösung für welches Problem? War es der zweite Platz? War dieses Tief im Frühjahr schon eine Art Vorbote für etwas, was wir Zuschauer nicht wissen? War es ein Rausschmiss, dem man die Einvernehmlichkeit umgehängt hat? Die Presseaussendung klingt so, als hätte Zoki das Handtuch geworfen. Aber viel zurückgehalten hat man ihn offenbar nicht. Zoki dürfte nicht allzu viel Rückhalt bei seinem Sportdirektor gehabt haben. Die leiden ja beide unter dem enormen Erfolgsdruck ihrer Umgebung. Und statt sich gemeinsam dagegen zu stellen, trennt man sich lieber. Der (noch) Stärkere bleibt. Auf der einen Seite gibt die ganze Belegschaft Gas, werden viele neue Mitarbeiter aufgenommen, um jenes Geld zu erwirtschaften, das für Meistertitel heutzutage einfach notwendig ist. Anderseits ist das Geld ja noch nicht da; man spricht nur davon, dass man es dereinst haben wird. Warum soll also jetzt schon ein Meistertitel da sein? Nur, weil wir ihn als Dekoration für das neue Stadion gut gebrauchen könnten? Erwarten konnte man einen solchen Titel nicht. Speziell nicht nach dem ziemlich verunglückten Stürmerkauf im vorigen Sommer, nach dem Abgang von Robert Beric. Ich sehe beim Sportdirektor Andy Müller mehr Fragezeichen als beim Trainer. Statt in der Winterpause in eine Jelic-Konkurrenz zu investieren, wurde nichts gemacht. Die Folge: wieder kein Titel! Durch den Abgang von Zoki muss man nicht weiter nach einem Schuldigen (für was?) suchen. Der Sportdirektor bekommt nach Zokis Abgang eine Verschnaufpause. Aber ich denke, es war seine letzte, wenn sich jetzt nicht etwas bewegt. Ich denke, dass es Zoki nicht schwer fallen wird, einen Nachfolgeverein zu finden.

Trainer der letzten 20 Jahre

Eine solche Zäsur, ist Gelegenheit, zurück zu schauen. Aus meiner Sicht waren die Jahre mit Zoki die besten Jahre, die wir mit Rapid erlebt habe und auch der beste Trainer, den ich erlebt habe. Dem Nachwuchs zugetan, den Medien sachlich und immer mit einem leichten Schmäh begegnend. Sollte jemand einwenden, dass es keine Meistertitel gegeben hätte… Mit den Meistertiteln ist es so eine Sache. Erinnert Euch an Hans Knaus, der bei der WM um eine lächerliche Hundertstel Sekunde hinter Hermann Maier geblieben ist. Dem Hans ist es mit dem Hermann so ergangen wie Rapid mit RB. Die folgende Tabelle vergleicht alle Trainer seit Ernst Dokupil. (Bitte die Zahlen bei Kurzzeittrainern nicht ernst nehmen.)
Trainer von bis Spiele S U N PpS Alter Wechsel (%)
Barisic Z. 2013 2016 152 78 36 38 1,78 23,9 18,8
Barisic Z. 2011 2011 10 4 2 4 1,40 26,9 33,2
Schöttel P. 2011 2013 82 37 21 24 1,61 25,7 20,9
Pacult P. 2006 2011 210 109 48 53 1,79 26,5 19,0
Zellhofer G. 2006 2006 23 7 4 12 1,09 27,8 22,5
Hickersberger J. 2002 2005 154 70 38 46 1,61 26,2 17,4
Matthäus L. 2001 2002 32 9 9 14 1,13 26,2 12,5
Persidis P. 2001 2001 6 2 1 3 1,17 26,3 7,7
Dokupil E. 2000 2001 51 25 14 12 1,75 28,2 17,6
Weber H. 1998 2000 98 53 21 24 1,84 27,6 17,0
Dokupil E. 1994 1998 173 89 39 45 1,77 26,7 18,2
Bei den erreichten Punkten pro Spiel (PpS) liegt Heribert Weber mit 1.84 vor Peter Pacult (1,79) und Zoran Barisic (1,78). Aber an dieser Zahl allein liegt es nicht, ob man Meister wird. Meister kann man auch mit weniger Punkten werden, wie Josef Hickersberer mit 1,61 Punkte zeigt. (Stimmt nicht ganz, man müsste die Punkte pro Saison vergleichen.) Mit 18,2 % Wechselquote (jeweils bezogen auf das vorige Bewerbspiel) liegt Zoran Barisic ganz vorne (sieht man von der Zellhofer-Episode ab, dort war es eher die Verzweiflung). IMG_6977 Das letze Bild, das ich von Zoki als Trainer machen konnte, vom Spiel Rapid II-Schwechat am Elektra-Platz von 23. April 2016. Danke Trainer!

2 Antworten zu “Ein guter Trainer geht”

  1. Danke Trainer Danke für die schöne und erfolgreiche Zeit ! Ewig schade , ein Vorbildlicher Sportler , ein netter und kluger Experte in seinem Beruf muss sich verabschieden , ich verstehe es nicht !
    Für Manager Müller liegt jetzt mMn die Latte sehr hoch ! Ob Sie da drüber kommen bezweifel ich ! Double und CL die erklärten Ziele , sind zZ nur Traum und nicht Real ! Ich will mich gar nicht zurück erinnern an die CL mit damals null Punkte null Tore ! Da erinnere ich mich schon lieber an das gute 2015 jahr wo die Mannschaft auch erfolgreich in Europa mitgespielt hat ! Ewig schad mfgwg

  2. […] Mich beeindruckte die enge Verbindung der Interviewpartner mit Rapid und auch das freundschaftliche Verhältnis miteinander. Auf die Frage an Zoki, wie er den 6.6.2016, den Tag seiner Kündigung sehe, wurden Zokis Augen feucht, es wäre keine leichte Zeit für ihn gewesen. Im Tagebuch wurde die Stimmung und auch Prognose für dieses Ereignis ganz gut getroffen: „Ein guter Trainer geht„ […]

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