Stammtisch: Gogo und Buitre

Stammtisch vom 13.4.2017

Es war kein Stammtisch wie jeder andere. Normalerweise interessiert dieser Stammtisch nur die Gruppe jener, die dem Verein nahe stehen wollen und das auch bedingungslos tun. Heute aber waren sogar ORF und Servus vertreten, um die vermeintlichen „Verfallserscheinungen von Rapid“ als Bad News in Bild und Ton festzuhalten. Aber davon konnten sie nichts mitnehmen. Niemand beschönigte die Situation aber niemand wühlte in irgendeiner Schmutzwäsche. Man kann trotz größter Bemühung erhobenen Hauptes scheitern. Fußballer und ihr Anhang wissen das.

Gogo und Buitre

Hier sind zwei Trainer am angesehendsten Traineramt nach dem Bundestrainer gelandet, die sich das – so wie wir alle – nicht in dieser Form gedacht hätten. Alle im Saal fragen sich, ob diese beiden wohl die Richtigen sind, um das Ruder herumzureißen. Goran Djuricin, genannt Gogo, erklärte seine dreitägige Abwesenheit mit einem obligaten Pflichtseminar im Rahmen der 13-stufigen Trainerausbildung in der Schweiz. Martin Bernhard, genannt Buitre musste natürlich zuerst seinen Spitznamen erklären. Er hat den schon als Kind bekommen, denn er verehrte einen Fußballer mit einem ähnlichen Namen, der dann auf „Buitre“ (=Geier) verkürzt wurde. Und von diesem Star hat er diesen Spitznamen geerbt. Goran und Damir kannten sich als Jugendliche aber ihre Laufbahn verlief sehr verschieden. Ich glaube fast, dass meine Vermutung hinkommen könnte, dass es Damir einfach sehr imponiert hat, dass ihn Gogo in Ebreichsdorf mit Altach aus dem Cup geworfen hat. Und dieser Zufall katapultierte Gogo und dann auch Buitre dieses Traineramt. Beide Trainer versichern, dass man die Ärmel hochkrempeln werde um die Mannschaft für Samstag wettkampf-fit zu machen. Man hatte den Eindruck, als wären das Standardsätze, die in solchen Situationen gerne gesagt werden, denn Andy Marek hat auch gleich im Umkehrschluss gefragt, ob denn bisher unzureichend trainiert geworden wäre. Natürlich verneinten das beide. Insgesamt dürften beide von ihrer neuen Funktion – ebenso wie die restliche Fußballwelt – überrascht worden sein. Alle fragen sich, ob diese beiden die Retter von Rapid sein können und Fredy Bickel beantwortete das später so, dass er nicht glaubt, dass ein neuerlicher Wechsel im Traineramt jetzt vor Saisonende etwas anderes als eine neuerliche Verunsicherung der Mannschaft bewirken würde. Und so wird die Mannschaft ohne generalstabsmäßige Anweisungen seitens eines Cheftrainers auskommen müssen, denn Gogo und Butre sind eher zurückhaltende und gegenüber dem beurlaubten Canadi weniger fordernde Persönlichkeiten, was der Mannschaft eher den Druck von Seele nehmen könnte. Aber was schreibe ich; am Samstag werden wir es besser wissen. Weiters stellte sich Fredy entschieden gegen Spekulationen in der Presse, dass er bereits einen Vorschlag für einen zukünftigen Rapid-Trainer hätte. Es wäre völlig falsch so etwas zum jetzigen Zeitpunkt zu diskutieren, weil das neue Trainer-Duo vollkommenen Rückhalt seitens des Vereins brauche.

Helge und Stefan

Es hört sich spannend an, wenn Helge Payer beginnt, seine ersten Kontakte mit der Kampfmannschaft als Ballbub hinter dem Tor von Michael Konsel zu schildern. Er erinnerte sich an eine Szene, bei der er den Ball rasch zum Tormann zurückgeworfen hat und unmittelbar danach die endgültige Entscheidung für Rapid gefallen ist. Wir so oft, kommt der Zweier-Tormann dann ins Spiel, wenn sich der Einser-Tormann verletzt. So war es dann auch als Ladi Maier eine verletzungsbedingte Pause einlegen musste und Helge seine Chance unter Lothar Matthäus bekam. Zwar musste er gleich im ersten Spiel eine 0:4-Niederlage gegen PSG im Europacup hinnehmen aber dann in der Liga zeigte er sein Können und hat seinen Platz seit diesem ersten Einsatz sicher behauptet. Helge ist nicht der einzige Spieler, auch Steffen hat das bei der Schilderung seiner Biografie genau so erzählt, dass von allen Trainern Josef Hickersberger bei ihm den größten Entwicklungsschub bewirkt hat. Als unangefochtene Nummer Eins im Team bereitete sich Helge für die EURO vor, bis eine Thrombose ihn zunächst ans Krankenbett fesselte und schließlich seine Karriere viel zu früh beendet hat. Er hat uns in seiner Erzählung zu verstehen gegeben, dass er seine Aufgabe als Analytiker im ORF sehr gerne hatte. Er brauchte zwar nicht lange, um sich für den Job bei Rapid zu entscheiden aber seine Begabung in der freien Rede und vor allem im verständlichen Erklären eines Spiels ist uns noch in bester Erinnerung und daher war sein doch etwas wehmütiger Abschied vom ORF verständlich. Im Zuge des Interviews mit Andy Marek kam es zur Frage, was denn die Mehrzahl von Applaus wäre. Der erste Tipp „Appläuse“ wird von Duden nicht bestätigt, dieser meint, es solle richtigerweise „Applause“ heißen. Was auch eine unserer eigenen Fragen beantwortet hat, ist die nach der Art des Einsatzes der beiden Torhüter. Andy Marek fragte, warum man nicht nach einem Tief des einen Tormanns einfach  den anderen einsetzt und umgekehrt. Da eine solche Vorgangsweise aber einer Art Bestrafung gleichkommt,  hätten wir gemeint, sie sollen sich einfach abwechseln. Doch Helge hat sich gegen einen solchen abwechselnden Einsatz ausgesprochen. Er sagte, dass der Tormann auch die Chance bekommen muss, Fehler machen zu können und dazu bedarf es des bedingungslosen Rückhalts seitens der Trainer. Ist dieser nicht gegeben, führt das zu einer Verunsicherung, die sich viel schwerwiegender auf die Leistung auswirkt als fallweise Fehler. Wenn seine Ablöse durch Fehler droht, versucht er diese Fehler zu vermeiden und seine Leistung sinkt. Stefan Schwab als Akteur in diesen düsteren Tagen berichtete über seine Erfahrungen im Abstiegskampf mit der Admira, als damals erst in der letzten Runde durch einen Sieg in Mattersburg der Klassenerhalt gesichert werden konnte. Alle Anwesenden Spieler verneinten, dass die Mannschaft gegen den Tainer spielen würde aber das ist eben eine jener Dinge, die man nicht ins Mikro sagt oder auch gar nicht bewusst wahrnimmt. Dass aber doch Einiges im gegenseitigen Umgang mit Damir Canadi nicht gestimmt hat, konnte man im Gespräch heraushören, wenn auch nicht klar ausgedrückt wurde, welche Elemente das konkret waren. Aber alle diese Unstimmigkeiten wurden wahrscheinlich auch dadurch ausgelöst, dass in wichtigen Situationen, zu denen eben das unglückliche Unentschieden gegen die Austria Anfang Februar gezählt hat, der Zufall so gar nicht auf der Seite von Rapid war und alle diese Umstände sich auf das Verhältnis zwischen Spielern und Trainer ausgewirkt haben.

Diskussionsrunde

Paul Österreicher, Nikolaus Rosenauer, Michael Hatz, Andy Marek, Christoph Peschek, Fredy Bickel und Klaus Pfeiffer (Sportredaktion Heute) In einer abschließenden Diskussionsrunde wurde über die Berichterstattung diskutiert und in einem bemerkenswerten Plädoyer für die Organisation von Rapid stellte sich Christoph Peschek entschieden gegen die Wortmeldung von Hans Krankl, der bei Rapid mangelnde Kompetenz im sportlichen Bereich bemerkt haben will. Die Reaktion im Publikum war deutlich auf der Seite von Christoph und wurde von mehreren Applausen 🙂 unterbrochen. Ganz kurz zusammengefasst wäre es wenig hilfreich, wenn zum Beispiel über einem Sportdirektor ein übergeordnetes Sportgremium die Entscheidungen des Sportdirektors noch einmal beurteilen würde. Christoph berichtete auch über eine für Rapid sehr günstige zukünftige Verteilung der Fernsehgelder entschieden wurde. Dabei werden zukünftig die Gelder nicht mehr gleichmäßig auf die Vereine aufgeteilt, sondern es gilt folgender Schlüssel: 30% Sockelbetrag, 20% Österreicher-Topf, 30% Sportlicher Erfolg, 20% Zuschauerzuspruch. Siehe auch Tagebuch-Eintrag „Zuschauergelder, leistungsgerecht verteilt“. Ein treffender Spruch zum Abschluss: Rapid spielt nicht Fußball, um Geld zu verdienen, sondern Rapid verdient Geld, um Fußball spielen zu können. Andy Marek: „Die Situation ist auch für mich ziemlich neu. Wir hatten Zeiten ohne Geld und ohne Erfolg. Dann hatten wir Erfolg trotz leerer Kassen, Jetzt wären die Kassen voll(er) aber der Erfolg bleibt aus.“ Wir alle hoffen jetzt auf die vierte Möglichkeit: volle Kassen und voller Erfolg! Der Tenor aller Gäste ist, dass Rapid es schafft, aus dem Tief herauszukommen – wie könnte  es auch unter Rapidlern anders sein.
Seit vielen Jahren kenne ich Brigitte-Monika als treue Anhängerin von Rapid. Heute darf ich sie bei den Lesern des EwkiL:Tagebuchs begrüßen! Unsere Runde in der Rekordmeisterbar vlnr: Frau Janda, Hans (beie Speising), Jürgen mit Sohn (Forza Rapid), Florian (EwkiL, Klub der Freunde), Gregor (Distel), Christian (Klub der Freund, GW Favoriten), im Vordergrund Walter (Klub der Freunde).

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