An die, die es ändern können

An die Legenden

Man meint, es gäbe so viele Teamchefs als es Fußballinteressierte gibt und dass dies eine Eigenschaft der zuschauenden Anhänger wäre. Aber nein, auch als Experten geltende frühere Rapid-Idole wollen genau wissen, was alles falsch läuft bei Rapid und was alles man anders machen müsste (Andy Herzog, Kurt Garger, Christian Keglevits, Michael Konsel, Hans Krankl). So gelesen im Artikel „Es reicht“ in der Krone vom 16.8 und in „Legenden kritisieren den SK Rapid“ in laola1. Aber auch der seinerseits von seinem früheren Verein St. Pölten enttäuschte Frenkie Schinkels weiß im „Heute vom 16. 8. genau: „Größte Enttäuschung bei Rapid ist Fredy Bickel“. Die Besucherin hinter uns hat es ganz einfach formuliert: „Alle schuldig, alle raus!“ Alle diese „Experten“ haben es relativ einfach: sie stehen in keiner Verantwortung, sie meinen, wie auf einem Schachbrett, Figuren entfernen oder tauschen zu können. Sie müssen sich nicht den Kopf über ein verunsichertes Team, natürlich auch nicht über die Kosten solcher Sandkastenspiele uvam. zerbrechen. Populistische Sager kommen bei den Lesern der Gazetten „der untersten Schublade“ (wie Hans Krankl unseren Trainer bewertet) gut an. Diesen „Experten“ gemeinsam ist, dass sie alle miteinander nie einem Fanblock wie Rapid ihn hat, in leitender Funktion gegenübergestanden sind. Ja, vielleicht als Spieler, aber das ist eine ganz andere Sache. Für aktive Spieler ist es besser, sich aus diesen Konflikten heraushalten, wie es auch unser Kapitän Stefan Schwab vorbildlich beim Interview nach dem Admira-Spiel demonstriert hat. Ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, dass sich diese Rapid-Legenden allein durch ihre Anwesenheit im VIP-Klub oder am Spielfeldrand Rapid unterstützt hätten.*) Das würde zum Beispiel zu einer Beruhigung der Stimmung durchaus beitragen können, ähnlich wie es Steffen Hofmann beim Derby getan hat, als er sich zwischen die Fans und die Cornerfahne gestellt hat und damit vielleicht sogar einen Spielabbruch verhindert hat.
Was würde es für eine großartige Wirkung haben, wenn die von vielen Anhängern immer noch höchst verehrte Ikone Hans Krankl – oder besser noch alle diese Kritiker gemeinsam – vor dem Spiel gegen Sturm an die Fans appellieren würden. Ihre Stimme hätte tatsächlich Gewicht und würde besonders glaubwürdig klingen, da diese Ikonen bei Rapid keine offizielle Funktion haben. Sie könnten mit einer solchen Maßnahme viel für Rapid tun!
 

An den Fanblock

Ich schätze den einmaligen Fanblock von Rapid. Meine Bildersammlung ist voll mit Ansichten prächtiger Choreografien und toller Ideen. Die meisten Anhänger sind stolz, dass Rapid diesen Fanblock hat, auch wenn sie selbst nicht Teil dieses Blocks sind. Ich bewundere das Organisationstalent der Protagonisten des Blocks und habe das bei vielen Gelegenheiten, zuletzt bei der Filmvorführung von „Großer Bruder“, miterleben dürfen. Das auffälligste Merkmal ist die Geschlossenheit und die allgemeine Akzeptanz der Führungspersönlichkeiten und der Block-Regeln. So chaotisch vielleicht die eine oder andere Aktion erscheinen mag, es herrscht im Großen und Ganzen eine gute Block-Disziplin. Hut ab! Ich habe diese Block-Regeln beim Filmbesuch gleich erfahren, als ich im Eingangsbereich ein Foto von der wartenden Menge machen wollte: das sei nicht erlaubt, meinte mein Nebenmann. Über das alles will ich hier nicht streiten, ich wäre für den Block ungeeignet, wie man sieht. Es geht mir eher darum, dass der Block nicht ein chaotisches Gebilde ist, wie vielleicht von den Medien verbreitet wird, sondern seine Mitglieder ihre selbsterstellten Regeln einhalten. Der Block ist aber sicher kein Einheitsbrei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle im Block wollen, dass Rapid Woche für Woche 30.000 Euro Strafe für Aktionen wie zuletzt bezahlen muss. Das ist etwa, als würden 1.000 zahlende Zuschauer weniger zu einem Spiel kommen. Man bedenke, welcher Anstrengungen es bedarf, diese 1.000 Zuschauer ins Stadion zu bringen. Alle diese Bemühungen werden durch ein paar Feuerzeuge und ein Plastikrohr vernichtet. Diese Strafgelder werden von uns allen bezahlt; von Eintrittsgeldern, Sponsorengeldern, Merchandising-Erlösen, usw. Und da wir nun alle durch die Wurfgeschoße Einzelner in eine Art Geißelhaft genommen werden und für etwas zahlen müssen, das wir für entbehrlich halten, muss es auch erlaubt sein, über etwas zu reden, die uns, Außenstehenden, ansonsten egal sind, nämlich über die Block-Regeln. Es gibt zum Beispiel die Regel: „Niemand im Block fotografiert“. Da ich mich selbst nicht als Teil des Block fühle, habe ich schließlich doch zwei oder drei Bilder im Gartenbau-Kino gemacht. Aber ich habe einen jungen Freund, dem ich manchmal behilflich bin. Er war anfangs im Fanblock. Er fotografiert für sein Leben gern. Es wurde im Block beim Fotografieren derart angegriffen, dass er Angst bekam und sich einen Sitzplatz auf der Ost-Tribüne genommen hat. Was sagt uns das? Die Regel „Keine Fotoapparate“ wird im Block durchgesetzt, weil alle sie verinnerlichen und es dazu keiner besonderen „Polizei“ bedarf, weil jeder sein eigener Polizist ist. Wenn die Mehrheit im Block meint, die Wurfgeschoße wären eben „Part of the Game“, ok, dann erübrigen sich natürlich weitere Diskussionen und man wird wohl zu Maßnahmen greifen müssen, die unsere „Experten“ vorschlagen. Wenn man aber mehrheitlich meint, dass diese Aktionen doch eher schädlich sind und alle anderen Bemühungen wie zum Beispiel Anerkennung toller Choreografien zunichte machen, weil ja niemand mehr über diese Choreografie spricht sondern nur mehr über die Feuerzeuge, dann plädiere ich für eine Ergänzung der Block-Regeln und um eine ähnlich rigorose Handhabung wie jene über das Fotografieren und Filmen.
Regel 13: „Es ist nicht erwünscht, dass der Verein, zu dem wir stehen, geschädigt wird.“
 
*) Den letzten Auftritt von Hans Krankl erlebte ich bei der 110-Jahr-Feier im Parkhotel Schönbrunn am 23.4. 2009 „Legendentreff“. Bilder. Kurt Garger hingegen war immer wieder den Stammtischen zu Gast.    
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