Rapid-Sturm

1:1 (0:1)

Der Charakter des Spiels war wie erwartet. Rapid macht das Spiel, Sturm lauert auf Konter – und auf Fehler von Rapid. Der erste Koordinationsfehler war, dass Schobesberger beim vermeintlichen Führungstreffer von Rapid im Abseits stand und der Treffer daher nicht gegeben wurde. Der zweite Fehler kam von Richard Strebinger, indem er beim Auswurf übersehen hatte, dass sich noch sehr viele Gegner in Tornähe befunden haben. Der Ball ging verloren und der Führungstreffer der Grazer war praktisch aufgelegt. Doch insgesamt kann man Richard Strebinger – neben Boli – durchaus als „Man of the Match“ bezeichnen, der uns durch tolle Paraden zum Schluss das 1:1 gerettet hat. Zum auffälligsten Spieler entwickelt sich aber Boli. Abgesehen von dem sehenswerten Weitschuss zum 1:1 eroberte und behauptete er immer wieder den Ball und trug insgesamt sehr zum Ballbesitz und schließlich auch zum Punktgewinn bei. Unverständlich die Pfiffe in der Pause und die Verweigerung der Verabschiedung durch den Block.

Leistung

Immer wieder wird der Satz gesagt, dass man selbst mit einer solchen Leistung gekündigt werden würde. Das ist ein Satz, der zeigt, wie wenig wir Fußball verstehen, obwohl wir es jede Woche aufs Neue versuchen. Unsere Spieler tun ihren Job, und das tun sie sehr intensiv. Wir tun das auch auf unserem Arbeitsplatz.  Wir verlangen von den Spielern einen Sieg. Aber auf unserem Arbeitsplatz verlangt niemand einen „Sieg“ (zum Beispiel über Aktenberge, über eine Baustellenarbeit oder was auch immer der Job ist). Man verlangt, dass die Arbeit erledigt wird. Und wenn sich etwas nicht ausgeht, dann wird am nächsten Tag weitergemacht. Aber es gibt daneben keine zweite „Baustelle“, wo ein Konkurrent sitzt, dasselbe macht und man müsste schneller sein als dieser. Man erledigt seine Arbeit. Man kann damit eventuell beeindrucken (oder auch nicht), aber „Sieger“ ist man nicht. Die zweite Baustelle, mit dem man sich vergleichen kann, gibt es schon, allerdings ist sie von der eigenen durch den Markt „entkoppelt“. Man selbst kämpft höchst indirekt um den Erfolg seines Produkts und hin und wieder kommt es in diesen Wettbewerb am Markt auch zu Niederlagen, durch die man den Job verliert und dabei eventuell selbst auch einen Anteil daran hatte – wie bei einem Spiel. Aber die Zeitkonstanten sind ganz andere. Es geht im Alltag um langsame Prozesse, aber nicht um 90 Minuten und auch nicht darum, Entscheidungen in in Bruchteilen von Sekunden zu treffen bei denen es um „Tod oder Leben“ geht. Niemand von uns steht im Alltag unter einem so intensiven Entscheidungsdruck wie es bei Fußballspielern der Fall ist.  Wir sollten daher unsere Arbeit nicht mit einem Fußballspiel vergleichen. Wenn wer meint, die Leistung der Mannschaft wäre schlecht, dann irrt er. Die körperliche Leistung ist immer noch, das eigene Körpergewicht in 90 Minuten etwa 10 km zu bewegen. Die fehlenden Tore sind nicht nur Unvermögen, wie das Publikum gerne meint. Man muss sich damit abfinden, dass in der Disziplin des Toreschießens der Zufall die Hauptrolle spielt. In der Nachbesprechung des CL-Spiels Real-PSG war Roman Mählich sichtlich nicht mit dem Ergebnis zufrieden und deutete praktisch alle Tore von Real als eine Folge von Zufällen. Tore sind immer – wie auch der gesamte Ablauf des Fußballspiels – (fast reiner Zufall). Wir können sie nicht voraussagen. Auch bei sehr starken Mannschaften kann es passieren, dass sie einmal kein Tor schießen, nur ist die Wahrscheinlichkeit dazu gering.  Der Einwand, dass wir daher genau so gut würfeln könnten, um ein Ergebnis zu bekommen, gilt nicht, weil wir die Wahrscheinlichkeiten des Wurfes beim Würfel genau kennen aber beim Fußballspiel sich am Ende einer längeren Spielphase aufgrund der 36 Ergebnisse die Spielstärke aufgrund der Tor- und Sieghäufigkeit ergibt. Die Qualitäten (und Mängel) unserer Mannschaft bestimmen nicht die Tore, sondern die Wahrscheinlichkeit für Tore. In der aktuellen Saison sind wir mit einer Torquote von 1,7 pro Spiel nicht gerade bei den Spitzenreitern und bei Heimspielen mit 1,6 sogar noch schlechter als auswärts. Da Rapid auch zu Hause mehr Tore kassiert als auswärts (heim 1,4 und auswärts 1,0), könnte man das so formulieren, dass Rapid im eigenen Stadion noch nicht angekommen ist. Von der einst plakatierten „Grünen Hölle“ kann keine Rede sein. Die furchteinflößenden Bilder im Bereich der Auswärtsmannschaft dürften für die Gäste eher motivierend sein. Wahrscheinlich ist es aber die Stimmung, die den Gästen zwei Mal pro Saison ein unvergessliches Highlight bietet, das mehr anregend als beängstigend ist. Zusammenfassung: Ergebnisse von Fußballspielen sind zufällig, wobei die mittlere Torquote jeder Mannschaft durch eine Unzahl von Faktoren bestimmt wird, an denen Trainer und Mannschaft tagtäglich arbeiten. Aber warum das einzelne Ergebnis eines Spiel so ist wie es ist, das kann man weder voraussagen noch stellt es ein Leistungsmaß dar. Praktisch ist die physische Leistung einer Mannschaft bei jedem Spiel näherungsweise dieselbe; nur der Erfolg, der sich zufällig einstellt, gefällt uns nicht immer. 

Sammlung für die Gruft

Wir sind dem Aufruf gefolgt und haben nicht mehr verwendete Kleidung zur Sammlung gebracht. 

Gedenkminute

Für den verstorbenen Präsidenten Hans Rinner gab es eine Gedenkminute, alle Spieler hatten eine schwarze Armbinde. Die Grazer Gäste gedachten ihres früheren Präsidenten mit einem Transparent.

Choreografie

Nicht ganz schlau geworden bin ich aus dem Thema der Choreografie. 

Stadionzeitung

Neben der offiziellen Stadionzeitung, die bei den Links zu finden ist, gibt es die übliche Kommunikation des Block über Transparente: „Anstatt vor den Medien und der Gesellschaft zu kapitulieren, solltet Ihr das Ende des sportlichen Stillstands forcieren.“ „Die Wahrheit biegen, bis sie bricht, das scheint des Journalisten Pflicht!“ 

Taktisches Rätsel

Es schaut immer sehr gut aus, wenn eine hoch stehende Mannschaft – wie heute Rapid – ausgekontert wird. Besser gesagt, Rapid schaut dabei schlecht aus. In einem dieser Konter beim Stand von 0:1 stand Max Hofmann allein vier Gegnern gegenüber. Wir sahen den Ball schon im Netz. Zum Glück war der ballführende Gegner egoistisch genug, die Szene erfolgreich zu Ende spielen zu wollen – und scheiterte an Richard Strebinger. Hätte er abgegeben… Ich wollte damit nur sagen, das der Angreifer Räume braucht. Hat er sie, dann schauen die Verteidiger schlecht aus. In diesem Fall hatten wir ausnahmsweise Glück. Es ist also die Aufgabe des Verteidigers, die Räume eng zu machen, damit es keine Schlupflöcher zwischen den einzelnen Positionen gibt. Sturm spielte mit 5 Verteidigern, manchmal mit bis zu 8.  Die Aufgabe des Angreifers, wäre es, das Spiel breit zu machen, um die Verteidiger-Kette auseinander zu ziehen. Denn sind die Abstände größer, gibt es mehr Chancen auf ein Durchkommen. Hier eine – aus dieser Sicht – unverständliche Freistoß-Situation (eine von vielen): Kein einziger Rapid-Spieler steht in den leeren Räumen links oder rechts von der Mitte. Man hat den Eindruck, als müssten die Rapidler Manndeckung betreiben. Was würde geschehen, wenn ein Grüner im freien Raum abgestellt wird? In er Regel zieht er dadurch einen Gegner aus der Mitte ab, vielleicht sogar zwei. Warum macht man das nicht? Man würde damit die gegnerische Verteidigung auseinander ziehen, wenn man sich selbst möglichst breit aufstellt.

Links


Schreibe einen Kommentar