Halbe Liga, halbes Interesse

Jeder Verein spielt seit fünf Runden nur mehr in einer Sechser-Liga. Und es dürfte egal sein, in welcher der beiden Gruppen, der Meistergruppe oder der Qualifikationsgruppe sich die eigene Mannschaft befindet: das Interesse an den Spielen der Runde ist einfach halb so groß.

Heute zum Beispiel finden die drei Spiele der Meistergruppe statt, und die interessieren die Anhängern eines Vereins der Qualifikationsgruppe nicht. Kein Ergebnis der Meistergruppe ist von irgendeiner Bedeutung.

Im klassischen Ligabewerb war das keineswegs so. Auch wenn die eigene Mannschaft schon am Samstag gespielt hat, waren die Sonntagsspiele fast immer wichtig, weil sie die gesamte Tabellensituation betrafen. Man hätte sich also früher auch ein „fremdes“ Sonntagsspiel im Fernsehen angeschaut. Aber heute? Uninteressant!

Bundesliga im Fernsehen

Dazu kommt, dass die Bundesliga praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt wird. Die frühere Präsenz im ORF mit Zuschauerzahlen um 400.000 für das Sonntagsspiel wurde den Mehreinnahmen durch das Privatfernsehen geopfert, allerdings um den Preis, dass der durchschnittlich interessierte Fußball-Anhänger, der weder ins Stadion geht und der auch nicht bereit ist, das Sky-Abo zu bezahlen, überhaupt kein Spiel mehr sieht. Das wird einen einzelnen Verein wegen der Mehreinnahmen kurzfristig nicht stören, sollte aber wenigstens beim ÖFB die Alarmklingeln schrillen lassen, weil der Fußball insgesamt darunter leidet.

Zuschauerzahlen

Vergleichen wir die Besucherzahlen der aktuellen 27.Runde des Vorjahres und des heurigen Jahres. Die gesamte Zuschauerzahl heuer ist 28.400 (6 Spiele, Rapid auswärts, 4.733 pro Spiel) , im Vorjahr waren es 34.650 (5 Spiele, Rapid heim, 6.930 pro Spiel); in der Runde danach 22.575 (5 Spiele, Rapid auswärts, 4.515 pro Spiel).

Einen genaueren Vergleich über alle Runden wird uns die Bundesliga berechnen, aber eine auffällige Zunahme der Zuschauerzahlen kann man nicht erkennen. Im Vorjahr wurden darüber hinaus noch vier weitere Runden gespielt, die die gesamte Zuschauerzahl noch weiter erhöhen.

27. Runde 2018/19 (Rapid auswärts)

Meistergruppe

8.000 Austria-St.Pölten
6.200 Salzburg-WAC
5.800 LASK-Sturm
6.666 pro Spiel, 20.000 gesamt

Qualifikationsgruppe

4.000 Hartberg-Rapid
2.800 Innsbruck-Altach
1.600 Admira-Mattersburg
2.800 pro Spiel 8.400 gesamt

6.666 Meistergruppe pro Spiel
2.800 Qualifikationsgruppe pro Spiel
4.733 pro Spiel, 28.400 gesamt

27. Runde 2017/18 (Rapid heim)

15.414 Rapid-WAC
7.154 Sturm-Altach
6.826 RB-Austria
3.993 LASK-Mattersburg
1.267 St.Pölten-Admira
6.930 pro Spiel 34.650 gesamt

28. Runde 2017/18 (Rapid auswärts)

7.182 Mattersburg-Rapid 
6.017 Austria-Altach
4.828 Salzburg-Wolfsberg
2.300 Admira-LASK
2.248 St.Pölten-Sturm
4.515 pro Spiel 22.575 gesamt

Mir gefällt die Zweiteilung nicht so gut, denn

  • dadurch unterscheidet sich unsere Liga von den Ligen, die wir gerne als Vorbild sehen;
  • reduziert sich das Interesse am Fußball von vorher fünf auf heute drei Spiele pro Woche.
  • die Zuschauerzahlen sind nach einer Stichprobe nicht deutlich höher.
  • der Abstiegskampf hat es in sich*)

Für Rapid ist die Situation dabei gar nicht so schlecht, haben wir doch trotz Qualifikationsgruppe immer noch zwei reelle Chancen auf einen internationalen Platz, und wer weiß, ob wir diese Chance in der Meistergruppe gehabt hätten (die Chancen auf einen internationalen Platz für den Stadtrivalen schwinden von Runde zu Runde).

*) je mehr Mannschaften in einem Bewerb sind, desto geringer ist die Abstiegswahrscheinlichkeit für ein Team.


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